Sommersaison, die neue Wintersaison?!

Eine kritische Reflexion
Urlaub in den österreichischen Bergen ist beliebter denn je. Im Winter finden sich tausende Touristen für Winteraktivitäten wie Skifahren, Rodeln oder Langlaufen in vielen alpinen Tourismusorten wieder. Sobald der Schnee schmilzt und die letzten Schwünge gewedelt sind, kehrt die Ruhe zurück. Doch bis wann genau?
Die Entwicklung des alpinen Wintertourismus
Obwohl sich der alpine Sommertourismus schon Mitte des 18. Jahrhunderts in Form der Sommerfrische etabliert hat, dauerte es dennoch bis kurz vor den Ersten Weltkrieg, bis die ersten Wintertourist*innen ankamen. Mit dem Aufkommen des Massentourismus war auch der Wintertourismus immer gefragter und hat sich zum Aushängeschild des österreichischen Tourismus entwickelt.
Heutzutage bringt allein der Wintertourismus 70 Millionen Übernachtungen und einen Umsatz von rund 13 Milliarden Euro pro Saison. Viele Winterorte sind sich bewusst, dass der Wintertourismus eine Geldquelle ist und fokussieren sich daher voll und ganz auf den/die in- und ausländischen Wintertourist*in.
Wintertourismus der unvorstellbaren Dimensionen
Der Wintertourismus zielt auf eines ab: Pulverschnee, Party und Profit.
Mit der „Alpinen Goldgräber“ Zeit, zwischen 1985 und 1995, nahm der Massentourismus endgültig Einzug und das neue Bild des Wintertourismus prägt bis heute die Alpen. Jeden Winter zieht es zig-tausende Winter-hungrige und feierwütige Tourist*innen in die Berge. Die Belegungszahlen der Destinationen schnellt, sobald die ersten Winterferien beginnen auf fast 100%, neue Hotels und Unterkünfte werden in den übervollen Ort gebaut und neue Lokale werden eröffnet.
Jeden Abend steppt der Bär in den unzähligen Après-Ski Bars auf den Talabfahrten und im Tal selbst, mit grölenden Tourist*innen und dem guten alten Freund dem Jägermeister. Das Stereotyp des Wintertourismus ist laut, bunt und eine halbe Weltreise entfernt von der Nachhaltigkeit. Für viele Jahre galt der Großteil der Wintertourismus-Orte als Schneeeldorado, doch sobald die Skilifte in die Frühlingswartung gehen, als ausgestorben. Erst in den letzten 15 Jahren, und vor allem ab ungefähr 2014 kam der große Umschwung und die Sommersaison gewann rasant wieder an Relevanz.
Sommer, der neue Winter oder doch umgekehrt?
Wir Heimatbummlerinnen lernten zum ersten Mal vom heimischen Sommertourismus durch Sach- und Geografie Bücher. Abgebildet waren ausgestorbene Orte mit riesigen Hotelkomplexen, die Hälfte davon geschlossen und Touristen auf der Suche nach einem offenen Café. Von Massentourismus wie im Winter – Fehlanzeige. Doch gut, dass wir Heimatbummlerinnen nicht mehr aus Sachbüchern in der 5. Schulstufe lernen. Denn, so wie unsere Mittelschulzeit, hat sich auch der Tourismus weiterentwickelt. Immer mehr alpine Destinationen fahren auf eine neue Schiene und schätzen den Sommer als wichtige Einnahmequelle.
Die Sommersaison in den alpinen Tourismusorten baut auf der Entscheidung einer ganzen Destination auf. Nur wenn eine Destination ganzheitlich auf Sommer Tourismus baut, kann es langfristig ein voller Erfolg sein. Eine Sommerdestination braucht, genau wie eine Winterdestination, ihr vielfältiges Angebot damit der/die Tourist*in einen unvergleichlichen Urlaub erleben darf.
Der Schlüssel zum Erfolg ist die richtige Positionierung und Vision. Mountainbiking, Wandern, Klettern, traditionelle Sommerfrische oder Body, Mind & Soul. Alle dieser Aktivitäten dienen mittlerweile als Unique Selling Proposition für Destinationen. Aber alleine das Thema reicht noch lange nicht aus, um eine erfolgreiche Touristendestination zu werden. Beispiele in ganz Österreich zeigen, dass Hoteliers genau auf die Bedürfnisse der Sommertouristen eingehen, genau wie sie im Winter schon immer getan haben. Mittlerweile gibt es ein großes Bewusstsein darüber, dass auch der Sommer lukrativ sein kann.
Unsere Sommerhits
Themen-Wandern | „local guides“ | Zeit für mich | Detox-Aufenthalte | Und vieles mehr …
Welcome to the Home of Lässig Saalbach-Hinterglemm
Als ein Vorzeigebeispiel gilt die Tourismusdestination Saalbach-Hinterglemm. Als einer der wichtigsten Winterskiorte Österreichs hat sich Saalbach-Hinterglemm nicht auf dem Winterruhm ausgeruht. In den letzten 20 Jahren hat sich Saalbach auch zu einer wichtigen Sommerdestination etabliert. Das Erfolgsrezept? Eine klare Positionierung und Investition. Saalbach-Hinterglemm ist die führende Destination, wenn es um Mountainbike und E-Bike Urlaube geht. Erfahre mehr über Saalbach hier!
Von Sommersaison zur ganzjahres Destination – nachhaltiger durchs Jahr
Doch auch der Trend des Zwei-Saison-Models ist, geht mit rasanten Schritten auf das Massentourismus-Phänomen zu. Die Vorreiter in Destinationsplanung schauen der ganzjährigen Destinationsnützung positiv entgegen, um einen noch nachhaltigeren Tourismus zu leiten.

Also was bringt’s für den heimischen Tourismus?
Der Schift in Destinationsmanagement, von Winter- zu Sommerangeboten, bringt positive aber auch negative Auswirkungen mit sich.
Zum einen bilden sich keine Halbjahresstaubschichten auf den Möbeln und viele bestehende Ressourcen können weiterverwendet werden. Außerdem bringt diese Veränderung auch einen Anreiz für Jobsuchende im Tourismus. Der klassische Saisionier bekommt die Möglichkeit für eine ganzjährige Anstellung und mehr Sicherheit in der Jahresplanung. Auch für die Betriebe bedeutet mehr Belegung mehr Einkommen und die Liebe zum Gastgebern muss nicht jeden November aus dem Sommerschlaf geholt werden.
So weit, so gut, die Vor- und Nachzüge des alpinen Tourismus im Sommer und als Ganz-Jahresangebot sind geklärt. Doch eine Sache, die wir auch nicht aus dem Auge lassen dürfen sind die Orte selbst. Nicht der Tourismusort, sondern die Menschen und Bewohner*innen. Viele Destinationen nützen die Saisonpause, um sich zu regenerieren, durchzuschnaufen und dann voller Elan wieder durchzustarten.
Jetzt erst recht!
Wir dürfen die Sommersaison nicht zur neuen Wintersaison ausarten lassen. Massentourismus, wie wir ihn heute erleben, muss bald der Vergangenheit angehören. Es ist unsere Verantwortung als junge Touristiker*innen, statt in die neue Highspeed Gondel einzusteigen, die Felle auf den Tourenski zu montieren und nachhaltig den Berg des Sommertourismus zu erklimmen.
Quellen:
Buch: Nachhaltige Entwicklung im Tourismus in den Alpen: Ökotourismus als Chance für eine nachhaltige Entwicklung, Eva Widmann
https://de.statista.com/themen/3247/wintertourismus-in-oesterreich/
http://www.geldmarie.at/wirtschaft/wintertourismus-oesterreich.html