Mit den Öffis ins Abenteuer

Mit den Öffis ins Abenteuer
Lesezeit: 4 Minuten

Warum wir das Auto öfters stehen lassen sollten und mit dem öffentlichen Verkehrsmittel in die Berge fahren könnten. Ein Leitfaden, was Tourist*innen die Entscheidung für die Öffis erleichtert, wie Destinationen aktiv beitragen können, Autos aus dem Tourismusort zu kicken und eine persönliche Geschichte über 3 Monate Öffis und Autostoppen beim Bergabenteuer.   

Das Funkeln der Blechlawine 

Wer kennt es nicht, der lang ersehnte Urlaub ist endlich gekommen und wir sehnen uns nach dem funkelnden Bergsee und den leuchtenden Augen. Doch bevor die schöne Natur genossen werden kann, funkelt zuerst die Blechlawine von allen anderen Tourist*innen. Der Reiseverkehr ist nicht nur nervig, sondern auch vor allem schlecht für die Umwelt. Daher arbeiten viele Destinationen schon langfristig mit den Bundesbahnen oder Lokalen Verkehrsanbietern zusammen, um genau diesen Urlauberverkehr auf Schiene zu bringen. Das wäre der erste Streich, doch der zweite Streich in Sachen „Öffentlich ins Abenteuer“ ist nicht ganz so leicht. Denn da geht es um die Tagesausflügler*innen, die Wanderer*innen und Skitouren Geher*innen, die Naturliebhaber*innen und alle die einen Tag draußen verbringen wollen.   

Dauert zu lang! 

Wie ich in meiner Vorstellung schon Preis gegeben habe, bin ich die Bergenthusiastin unter den Heimatbummlerinnen. Ich nütze jede freie oder auch nicht ganz so freie Minute (#lernenamberg), um in die Berge zu fahren. Meistens fahr ich mit dem Auto, und da bin ich nicht alleine. Auch heute noch fährt der größte Teil der Ausflügler mit dem Auto zum Wandern, Ski fahren oder Skitouren gehen. Bei einer kurzen Umfrage im Freundeskreis stellt sich heraus, dass die Gründe dafür meist sehr ähnlich sind: 

  • teure Zug und Bus Tickets  
  • lange Umstiegszeiten  
  • keine Verbindungen von Tür zu Start 
  • nicht praktikabel  
  • unüberschaubare Informationen 
  • Faulheit 

Ganz allgemein gesagt, ist es jedoch die Attraktivität der öffentlichen Anbindung, die Bergsportler*innen abhält von der umweltfreundlichen Anreise. Tageswanderungen werden meist ein paar Tage vor Beginn geplant abhängig von Wetter, Kondition und Erreichbarkeit. Zeit ist Geld, auch wenn es zum Tagesausflug kommt und so entscheiden sich viele für die schnellste Verbindung. Die ist mitunter das Auto, außer die Wanderung findet direkt an einer Hochgeschwindigkeitsanbindung statt.   
Mittlerweile haben eine Mehrzahl an Tourenportalen eine Filteroption für „Öffentliche Anbindung“. Auch Mobilitätsinitiativen und Umwelt-Umdenker*innen helfen mit, Informationen verfügbar zu machen, damit das Auto endlich stehenbleiben kann. Doch die reine Information ist meist nicht ausreichend. Teilweise sind die Öffi-Optionen zum Berg doppelt oder dreifach so lang, wie die Autoanreise oder eine Anbindung zweimal am Tag. Das ist eine Zeit, die ein*e Tagestourist*in leider nicht in Kauf nehmen möchte, sondern lieber beim kühlen Weizen verbringen möchte.  
 
Faulheit ist ein Luder, so ein gebräuchliches Sprichwort und ja um ehrlich zum sein, ist es genau dieses Faultier in uns, dass uns meistens vom Öffi Abenteuer abhält. Touristiker*innen arbeiten fleißig an Modellen der sanften Mobilität, geben (teilweise) ihr Bestes zur Verringerung der Autos an den Hotspots, doch schlussendlich haben wir ein geografisches Problem und tief verankertes Verhalten in uns, welches nur schwer zu ändern ist.  

Ein geografisches Problem?  

Wie jetzt? Wir haben doch die schönen Alpen vor der Nase, wie kann das ein Problem sein. Österreich ist das Land der Täler, Ströme und Berge. Versteckte Talschlüsse und abgelegene Berge machen das Abenteuer draußen so reizend. Viele wollen nicht auf überlaufenen, “touristischen” Touren unterwegs sein, sondern ihren eigenen Weg gehen. Doch ist der öffentliche Verkehr nur nachhaltig, wenn er eine größtmögliche Auslastung hat. Verbinden wir jetzt wenig Menschen und ausgelastete Verkehrsmittel, kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner.  Zugs- und Busverbindungen sollten daher so geplant werden, dass es ein zentraler Ausgangspunkt zum Berg ist, bei welchem Jede*r etwas findet. 

Bevor ich jetzt aber in das tief verankerte Verhalten der Wanderer*innen gehe, möchte ich noch eine kurze Geschichte über “Challenge 3 Monate Öffis zum Bergabenteuer” erzählen.  


Das Auto bleibt daheim 

Im Sommer 2019 war für mich klar: “Genug mit Auto fahren zum Bergabenteuer; ein Abenteuer muss her!”. Zu dieser Zeit habe ich schon zwei Jahre in der Schweiz gewohnt und viele Bergtouren von der Haustür absolviert. Dann kam aber die Zeit in der ich immer mehr mit dem Auto zum Skifahren gefahren bin, Bergtouren in anderen Kantonen gemacht habe oder einfach einen Tagesausflug außerhalb meines Wohnortes gemacht habe. Mit einem großen Umwelt-Schuldgefühl habe ich beschlossen eine kleine Challenge auszuprobieren, und zwar nur noch öffentlich oder per Autostopper zum Bergabenteuer. Einen Nachmittag lang recherchierte ich Touren im ganzen Berner Oberland und Wallis, die öffentliche Anbindung haben, und suchte mir die Zugverbindungen hinaus. Was mir damals sofort gefiel, meine geografische Unabhängigkeit. Ich parkte ja mein Auto nirgends, was bedeutete ich konnte meine Wanderung wo anders enden.  
Auch wenn ein 5:00 Uhr Wecker gefolgt von einem 5:40 Uhr Zug oft eine nervige Sache war, war die Anreise zum Startpunkt immer die leichteste Sache. Egal ob Wandertaxi, Bummelzug oder Postauto, eine gute Option gab es immer. Anders war die Sache dann schon bei der Heimreise. Meistens verpasste ich den Zug, hatte lange Umsteigezeiten oder ähnliches. Kurz entschlossen entschied ich mich, einfach Auto zu stoppen, was schlussendlich die beste Idee war. Als Wanderin nahmen mich schnell Autos mit und so konnte ich die Zugverbindung um Stunden unterbieten.  
Die Öffi-Challenge war für mich eine riesige Umstellung, aber mein Fazit kann positiver nicht sein. Doch ganz ohne Umstellung ging es nicht, und das war zum einen sich aktiv Zeit nehmen und zum anderen einfach einmal, um zu denken. 


Bei uns fährt kein Bus 

Destinationen und Regionen sind meistens die Hände gebunden was das Öffi-Angebot angeht. So kann meist nur durch lange Verhandlungen eine bessere Verbindung zustande kommen oder gar eine neue Buslinie etabliert. Das ist mitunter frustrierend und wirkt nach außen hin oft, als würde nichts getan werden. Doch was vielleicht noch schlimmer ist als Stillstand, ist fehlende Nachfrage. Es gibt Destinationen mit öffentlichen Anbindungen aber ohne viel Nachfrage, oftmals wegen unklarer Information. 
Es gibt viele Ideen und Pläne wie Destinationen an ihrem Öffi Abenteuer feilen können, doch die Favoriten sind: 

Aktive Vermarktung: Den Bus gibt es, doch es fehlt an den Gästen? Mobilitätskampagnen sind das Stichwort, um die Aufmerksamkeit und den Fokus auf die tollen Wanderbusse zu lenken 
Kooperation mit einer Initiative: Bundesbahnen, Postbus und co. sind keine Option? Immer mehr private Initiativen kooperieren mit Destinationen um zusammen an einem Konzept zu Arbeiten wie zum Beispiel bringmich.at, eine Firma die Tagesskifahrer von Abholpunkten in die Skigebiete bringt. 
Selbst in die Hand nehmen: Nicht sudern, sonder googlen.  
Ökobonus für Wanderer*innen: Wie oben schon angesprochen, ist die Faulheit eines der größten Probleme der Ausflügeler*innen, um Tür zu Start Öffi-Optionen zu wählen. Mit einem Ökobonus, Promotions oder Angeboten kann Bus, Bahn und co. Attraktiver gemacht werden.  

Die Optionen sind endlos, die Checklisten gar nicht so lang und die Trendwende zum Greifen nahe. Mit dem Bus zum Berg ist am besten Weg populär zu werden, doch es fehlt vor allem von der Zielgruppe oftmals noch die Kooperationsbereitschaft das bereits bestehende Angebot noch mehr anzunehmen und einmal etwas umzudenken.  



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