Instagram Plage

Das hab’ ich auf Instagram gesehen, da ist es voll schön! So, oder so ähnlich haben sich höchstwahrscheinlich die Wochenend- und Urlaubsplanungen in tausenden Haushalten angehört. Instagram ist berühmt berüchtigt für ansprechende Fotos rund um Kunst, Kultur und Natur. Genau diese Momentaufnahmen lassen uns von unseren Kraftplätzen, unvergesslichen Weekend-Get Aways und nächsten Abendessen träumen. Doch schon lange ist es her, dass ein*e einzeln*e alleinig dem einzigartigen Bild nachläuft.
Denn wie heißt es so schön: Do it for the ‘gram! Doch was steckt hinter dem “’gram” und wieso scheuen immer mehr Blogger*innen davor zurück, ihren genauen Standort preis zu geben.
So schön ist es gar nicht!
Noch schöner als im Reiseführer … so manches Instagram Bild lässt einen nur staunen. Perfekt inszeniert und zur Schau gestellt. Menschenseelen leer und das tiefste Blau lassen uns von wahren Sehnsuchtsorten träumen. Doch wer kennt das nicht, der Platz der Begierde schaut vor Ort komplett anders aus, es gibt viel weniger her und alles was zu sehen ist sind Menschen über Menschen. Eine überwiegende Anzahl der trendigen Instagram Spots sind überlaufen und retuschiert oder zeigen schon Spuren des Übertourismus auf sich.

Als Österreicher*innen kennen wir wahrscheinlich alle den Spot vom Foto. Die Hängebrücke am Schlegeisspeicher, im Zillertal. Da muss es ja traumhaft sein, so ist der Anschein. Doch Verkehrschaos und Schlange stehen ist die Realität. Eine anscheinend einsame Brücke ist durch Instagram Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Doch nicht nur die reinen Menschenmassen sind die Folgen des Übertourismus durch Insta-Fame. Auch die Umwelt macht so einiges mit. Unsere Bayrischen Nachbarn können davon nur ein Lied singen. Erst kürzlich war der Königssee wieder in den Nachrichten wegen den Müllbergen, die Instagramer liegen lassen, teils durch verbotenes Wildcampen und unüberlegte Handlungen rund um den See.
Müllmassen, Menschenaufläufe und das perfekte Foto. Die Generation Reiseblogger spielt uns eine Fake Realität vor, in einem Ausmaß weit über Auflagen klassischer Reiseführer. Doch sind die Insta-Stars, Reiseblogger und Co. zu verantworten?
Die Sehnsucht nach mehr!
Wie generiere ich noch mehr Aufmerksamkeit und Interesse für meinen Tourismusbetrieb? Das ist eine Frage die sich ein Marketeer gefühlt einmal pro Stunde stellt. Denn mehr Aufmerksamkeit und noch mehr Emotionen sind im Tourismus Gold wert. Und so wird überlegt welche weiteren Momente und Plätze dem Gast geboten werden können – die Entstehung eines geschaffenen Sehnsuchtsort.
Mittlerweile gehen Marketingdiskussionen oftmals in die Richtung “Instagramable Spots” und welche Assets das Unternehmen dafür bietet. Ein Alltime-Classic Beispiel dafür ist der Klettersteig am Donnerskogel. Erst in den letzten Jahren wurde der Klettersteig zum Instagramhit durch die Erweiterung der “Stairway to Heaven”. Davor war der Klettersteig ein super Klettersteig, jetzt wurde er superbekannt. Akrobaten, Flipflop Touristen und Models sind zu Besuchern geworden. Vermischt sich das mit den Instagram Klettersteiggehern ergibt das ein Kuddel-Muddel mit frustrieten Bergsteigern und einer genervten Bergrettung. Und warum das ganze? Gebaut wurden die Stairway Heavens um den Klettersteig noch interessanter zu machen. Es würden viele zustimmen, wenn wir jetzt sagen, das war wohl ein Schuss ins eigene Knie und wie schon angesprochen ein Opfer des eigenen Erfolgs.
Brauchen wir das wirklich?
Wie zu erwarten waren meine Beispiele sehr auf den alpinen Tourismus gezielt. Doch auch Kunst und Kultur haben sich selbst zu Opfern des eigenen Erfolgs gemacht und hart an den Insta-Perfect Spots gearbeitet. Wofür, ja das fragen sich so einige mittlerweile.
Als Konsumenten jagen wir dem einen einzigartigen Foto hinterher, um es für ein paar Likes zu posten, und um Instagram um das 1001 Foto aus derselben Perspektive zu beglücken. Als Marketeers generieren wir oberflächlichen Tourismus, der an Nachhaltigkeit nichts aufzeigt, außer der wiederverwendbaren Plastikflasche der Instagrammers.
Das Problem sind wir
Aber warum machen wir das liebe Instagram verantwortlich? Das Problem sind wir, Ende der Diskussion. Instagram ist eine Plattform, wir sind die Produzent*innen und Konsument*innen davon. Alleine wir sind das Problem. Wir wollen das sehen, was Andere posten, die Sehnsucht nach dem noch nicht gesehenen. Dadurch ist unser Ziel im Marketing genau diese Sehnsucht zu erschaffen und sie zu bieten. Dabei vergessen wir, dass die Folgen von “Picture Perfect” Sperren, Betretungsverbote und Verlust von Kultur sind.
Klar, mit irgendetwas müssen Touristiker*innen werben, aber stellen wir keine Szene dar, kreieren wir keinen Insta Spot oder bauen Konstruktionen für ein noch besseres Foto. Anstelle von einem gezieltem Instagram Spot und Schlange stehen, sollten wir die Besucher*innen die vielfältige Schönheit erkunden lassen und sagen wir dem Mainstream ade!