Corona & die Umwelt – wie sich die Pandemie auf die Natur auswirkt und ob es weiterhin so bleibt

Seit März vermehrten sich die Schlagzeilen fast täglich – die Natur erobert die Stadt zurück: Füchse spazieren durch die Straßen, an den Küsten der Adria werden vermehrt Delfine und sogar Wale gesichtet und weit entfernt in Chile läuft ein Puma durch die Straßen. Es wirkt als wäre Corona für die Wirtschaft ein Fluch und für die Umwelt ein Segen. Aber sind die unerwarteten Nebeneffekte der Pandemie auch wirklich positiv und ist eine langfristige Veränderung möglich?
Weniger Tourismus = weniger Besucher*innen?
Tatsache ist, dass durch die weltweiten Einschränkungen der Reisebestimmungen einer der arbeitsintensivsten Sektoren der Wirtschaft, natürlich der Tourismus, mehr leidet denn je. Die Zahlen sprechen für sich und solltet ihr euch tiefer in die aktuellen Entwicklungen einlesen wollen, bietet die Website der UNWTO (United Nations World Tourism Organization) einen sehr guten Überblick. Keine Möglichkeit zum Reisen = weniger Besucher. Regionen, die stark vom Tourismus abhängig sind und deren Existenzen nun mal von ausländischen Besucher*innen abhängig sind, leiden natürlich stark unter den Entwicklungen. Für die Natur könnte das theoretisch eine Chance zur Erholung bieten. Doch durch Corona haben viele Menschen eines gewonnen: Freizeit. Je mehr Zeit wir haben, desto länger können wir die Natur um uns beanspruchen. Dazu kommen sonnige Temperaturen, die wir schon im Frühjahr in Österreich genießen konnten. Mehr und mehr Österreicher*innen verbringen Zeit in Parks und Wäldern. Die damit einhergehende Lärmbelästigung bedeutet für die Tiere (die zu dieser Zeit ihre Jungen bekommen oder Eier ausbrüten) viel Stress.

Die bisherige Realität: der Massentourismus
Diverse Aspekte haben in den letzten 20 Jahren dazu geführt, dass unzählige Orte nur so von touristischen Massen überrannt werden. Vor allem der technologische Fortschritt, macht auch Fernreisen tauglich für die Masse. Urlaub buchen geht leicht und schnell über das Smartphone. Auch das Vergleichen von Angeboten ist einfacher denn je. Noch dazu kommt, dass wir durch Social Media & Co von Orten lesen und hören, die wir zuvor noch nicht in Betracht gezogen haben. Reisen ist ein Statussymbol und diejenigen, die es sich leisten können, möchten den Massen natürlich entkommen. Echte Erlebnisse sind erwünscht, “staged authenticity” ist allerdings oft die Realität für Tourist*innen. Die negativen Effekte des Tourismus sind uns mittlerweile klar: Luftverschmutzung, mehr Müll und Lebensmittelabfälle, Lärmbelästigung und der Verlust von Lebensräumen und Ökosystemen. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, gibt es aber auch positive Effekte des Tourismus: die Erhaltung von Gebäuden und Denkmälern, die Möglichkeit durch die touristischen Einnahmen das Erscheinungsbild von Orten zu verbessern und die Entwicklung des Öko-Tourismus.
Lockdown und Naturschutz
Der mittlerweile monatelangen Einschränkungen haben sich auch auf Nationalparks ausgewirkt. Oftmals werden durch die Einnahmen über Besucher*innen diverse Naturschutzprojekte finanziert. Eine staatliche Unterstützung für diese Projekte gibt es selten und die Ausgaben in Nationalparks sind teilweise sehr hoch. Wenn uns die Pandemie eines gezeigt hat, ist es die Tatsache, dass von der Krise alle betroffen sind. Doch wie passen Umwelt und Wirtschaft zusammen und können wir vielleicht etwas aus der Krise lernen? Eine Studie der Oxford Universität ist zu dem Schluss gekommen, dass jene Projekte, die auf die Umwelt achten, die Wirtschaft am besten unterstützen können. Langfristig angelegte, staatliche Konjunkturpakete, wie zum Beispiel nachhaltiger Um- und Ausbau, eine grüne Infrastruktur oder eine nachhaltige Landwirtschaft helfen mehr als jene, die nur den Wirtschaftsaufschwung im Fokus haben. Auch im Sinne eines nachhaltigeren Tourismus
Ein unklarer Blick in die Zukunft
Ob die vermeintliche Pause betreffend Eingriff in die Natur langfristig positive Veränderungen mit sich bringt, ist laut diversen Experten unwahrscheinlich. Corona könnte allerdings als Chance gesehen werden, die Gedanken von Tourist*innen langfristig zu verändern. Achtsamkeit beim Reisen und die Wertschätzung von langsameren und nachhaltigeren Erfahrungen im Tourismus könnten unerwartete Nebeneffekte sein.
Einen guten und fundierten Einblick bietet euch auch dieser Artikel von Addendum.